Link zur Seite versenden   Ansicht zum Drucken öffnen
 

Helmut Barthel, Vorsitzender des Dialogforums

(c) Glade

Helmut Barthel, geboren am 22. Juli 1953 in Döbeln, ist seit Januar 2025 Vorsitzender der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft Dialogforum Airport Berlin Brandenburg.

 

Nach dem Abitur studierte er von 1971 bis 1975 Chemie, Biologie und Pädagogik an der Universität Leipzig mit dem Abschluss als Diplomlehrer. Anschließend war er in seinem Beruf tätig. Nach einer Weiterbildung wechselte er in den Bereich Marketing und Kommunikation und führte von 1992 bis 2017 eine eigene Agentur.

 

Barthel trat 1999 der SPD bei und engagierte sich in der Kommunalpolitik, unter anderem in der Gemeindevertretung von Großbeeren und im Kreistag Teltow-Fläming. Von 2014 bis 2024 war er Mitglied des Landtages Brandenburg, wo er als wirtschaftspolitischer Sprecher und stellvertretender Fraktionsvorsitzender der SPD-Landtagsfraktion fungierte. Zudem hatte er die Funktion des Obmannes der Fraktion in diversen Sonderausschüssen des Landtages zum BER inne. Er war Vorsitzender des Haushaltskontrollausschusses und Mitglied des Beirates der Investitionsbank des Landes Brandenburg (ILB).

 

Im Jahr 2024 entschied Barthel, nicht erneut für den Landtag zu kandidieren, um mehr Zeit für seine Familie zu haben und sich auf ehrenamtliche Tätigkeiten auf kommunaler Ebene zu konzentrieren. Barthel setzte sich während seiner politischen Laufbahn besonders für die wirtschaftliche Entwicklung Brandenburgs ein, mit Schwerpunkten in den Bereichen Wirtschaft, Arbeit, Energie sowie Infrastruktur und Landesplanung. 

 

Als Mitglied diverser Verbände ist Barthel in der Flughafenregion sehr gut vernetzt. Er sieht sich künftig vor allem als Lobbyist, Türöffner, Botschafter und Impulsgeber für das Dialogforum.

(c) Georg Balzer
(c) Helmut Barthel

Interview mit Helmut Barthel, Vorsitzender des Dialogforums

Herr Barthel, Sie übernehmen den Vorsitz des Dialogforums in einer Zeit voller Herausforderungen. Was bedeutet das für das Dialogforum und für die Flughafenregion? Eigentlich lief es doch gut mit den vier Arbeitsgruppenleitern, oder?

Schaut man in die Geschäftsordnung des Dialogforums, sind meine Kompetenzen klar geregelt. Es handelt sich um ein Ehrenamt, und mein Erfolg hängt maßgeblich von der Arbeit der Arbeitsgruppen ab – und diese haben in den letzten Monaten bereits viel erreicht.

Ich bringe natürlich mehr Zeit mit als die Bürgermeister, die den Vorsitz bislang abwechselnd innehatten. Mein Ziel ist es, die Arbeit fortzuführen und Kontinuität zu gewährleisten. Die Bürgerinnen und Bürger sollen die Arbeit des Dialogforums spüren. Das war auch ein zentrales Anliegen bei meiner Vorstellung. Ich sehe es als meine Aufgabe, die Erfolge des Forums sichtbarer zu machen – nach dem Motto: „Tue Gutes und sprich darüber.“ Das gilt insbesondere im Austausch mit Politik, Planungsträgern, Institutionen und Verbänden.

 

Sind Sie in Ihrer Rolle vielleicht etwas freier, weil Sie keine politische Funktion mehr haben?

Ja, das sehe ich so. Ich verstehe meine Aufgabe als überparteilich. Ich bin der Sache verpflichtet, dem Dialogforum. Mein Ziel ist es, die Akteure sichtbar zu machen – ihre Ideen und Anliegen in die politische Diskussion einzubringen. Das betrifft alle demokratischen Parteien ebenso wie die Verwaltung. Mir ist wichtig, dass das Forum als Partner anerkannt und ernst genommen wird.

 

Das ist ein großes Aufgabenfeld. Was wird Ihre erste Priorität als Vorsitzender des Dialogforums sein?

Zunächst geht es darum, mögliche Partner über meine Rolle und die Zielsetzung des Dialogforums zu informieren. Wir haben das Gemeinsame Strukturkonzept (GSK), aber das ist recht abstrakt. Es muss je nach Kommunikationsanlass und Gesprächspartner verständlich heruntergebrochen werden.

Meine Arbeit wird sich in zwei Richtungen bewegen: nach innen und nach außen. Intern werde ich die Bürgermeister und Kommunalvertretungen besuchen, um den Dialog zu vertiefen. Nach außen werde ich Gespräche mit politischen Entscheidungsträgern auf Landes- und Bundesebene führen – mit den Vorständen und Fachpolitikern der Parteien, Ministerien sowie der Geschäftsführung des BER. Nach der Bundestagswahl werde ich zudem den Kontakt zu Bundestagsabgeordneten und relevanten Ministerien suchen. Mein Ziel ist es, das Dialogforum als verlässlichen Partner für die Zukunft zu positionieren.

Fassen Sie bitte in einem Satz zusammen, wofür Sie stehen.

Ich würde es mit einem Fontane-Zitat ausdrücken: „Am Mute hängt die Zukunft.“ Meine Zielsetzung ist es, Bewährtes gemeinsam fortzuführen und Neues gemeinsam zu wagen.

 

(c) Clemens Glade

Sie sind seit Langem in der Politik. Ist das eher ein Vorteil oder eher hinderlich, weil man bestimmte Erwartungen an Sie knüpft?

Natürlich gibt es ein bestimmtes Bild von mir. Aber meine neue Rolle unterscheidet sich von meiner früheren als Landtagsabgeordneter. Ich agiere nicht mehr als Parteipolitiker, sondern als Vertreter der Kommunalen Arbeitsgemeinschaft. Das bedeutet auch, dass manche früheren Positionen sich relativieren werden.

Also Vorteil oder Nachteil?

Es ist eher ein Vorteil. In Brandenburg und Berlin wurde ich immer als jemand wahrgenommen, der sich für die Entwicklung der Region einsetzt und Interessen ausgleicht.

Was müsste passieren, damit Sie in zwei Jahren sagen können: „Es hat sich gelohnt, den Vorsitz des Dialogforums zu übernehmen“?

Das Dialogforum hat sich in den letzten Jahren gut entwickelt. Mein Ziel ist es, dass es in zwei Jahren als gefragter Partner für die Regionalentwicklung wahrgenommen wird – sowohl auf Landes- als auch auf Bundesebene. Gleichzeitig wünsche ich mir, dass die Mitglieder des Forums stolz darauf sind, Teil dieser Arbeitsgemeinschaft zu sein. Einzelne Projekte sind natürlich wichtig, aber Strukturentwicklung braucht Zeit. Zwei Jahre sind oft zu kurz für abschließende Ergebnisse.

Das Dialogforum lebt vom Konsens. Wie stellen Sie sicher, dass dieser Konsens nicht zur Beliebigkeit wird?

Da muss ich widersprechen. Tatsache ist, dass Kompromisse die Region voranbringen. Die neue Geschäftsordnung ermöglicht es, dass Kommunen, die schneller vorangehen wollen, dies auch tun können – etwa beim Kommunalen Entwicklungsfonds. Wer einzahlt, partizipiert auch. Das schafft Anreize und verhindert Beliebigkeit. Ich vertraue darauf, dass alle Bürgermeisterinnen und Bürgermeister das Beste für ihre Region wollen. Meine Aufgabe wird es sein, diejenigen zu unterstützen, die Entwicklungen vorantreiben, und anderen Mut zu machen, sich anzuschließen.

Strukturwandel 2030 und Gemeinsames Strukturkonzept – das klingt abstrakt. Was bedeutet das konkret für die Menschen in der Flughafenregion?

Zunächst war es wichtig, einen gemeinsamen Rahmen zu schaffen und zentrale Handlungsfelder zu definieren: Wohnen, Verkehr, Mobilität und Lärm, Wirtschaft und Gewerbe sowie Grün- und Freiraum. Die eigentliche Arbeit leisten die Arbeitsgruppen des Dialogforums. Meine Aufgabe ist es, ihre Schlüsselerkenntnisse an die politischen Entscheidungsträger weiterzugeben.

Beispielsweise gibt es in der Region einen wachsenden Wohnbedarf. Ich werde verdeutlichen, wo geeignete Flächen existieren und welche Rahmenbedingungen die Politik schaffen muss. Ebenso muss die Mobilitätsinfrastruktur mit der Entwicklung Schritt halten. Der Flughafen ist gut angebunden, aber mit dem Bevölkerungswachstum reicht das nicht aus. Gleichzeitig müssen wir die Lärmbelastung durch Verkehr minimieren. Ein weiteres wichtiges Thema ist der Grün- und Freiraum. Er trägt zur hohen Wohnqualität in der Region bei und darf durch wirtschaftliche und verkehrliche Entwicklungen nicht leiden.

Das klingt nach großen Herausforderungen und vielen Interessenkonflikten. 

Wichtig ist, langfristig zu denken: Entscheidungen, die heute getroffen werden, haben oft Auswirkungen für 30 bis 50 Jahre.

Die beste Art, die Zukunft vorauszusagen, ist, sie zu gestalten?

Genau. Deshalb ist das Strukturkonzept ein wichtiger Rahmen. Ich denke, wir müssen noch klarer kommunizieren, welche Stärken und Chancen die Region hat – aber auch, welche Risiken mit bestimmten Entwicklungen verbunden sind. Letztlich geht es darum, Konzepte praxisnah umzusetzen.

Lassen Sie uns auch über Sie sprechen. Was war der mutigste Schritt Ihrer Karriere?
Das war Anfang der 90er-Jahre, als ich mich mit meiner Frau erfolgreich selbstständig gemacht habe – und das in einer in Umbruch befindlichen Branche. Der Schritt in die Selbstständigkeit bedeutete, dauerhaft und unter ständig wechselnden Bedingungen Verantwortung zu übernehmen – für mich selbst, aber auch für Kunden und Mitarbeitende. Diese Erfahrung hat mich geprägt und mir gezeigt, dass es sich lohnt, für seine Ideen einzustehen.

Wie laden Sie Ihre Batterien auf?

Ich tanze mit meiner Frau – Standard und Latein –, das fordert und macht Spaß. Außerdem schwimme und fahre ich Rad. Unser Garten ist eine weitere Leidenschaft: Wir sind Selbstversorger, und meine Spezialität sind Tomaten – ich ziehe jedes Jahr zehn bis zwölf verschiedene Sorten.

Was treibt Sie an?

Ich möchte Dinge bewegen. Wenn man Ideen einbringt und sieht, dass daraus etwas entsteht, ist das die größte Motivation. Wichtig ist ein gutes Team, das gemeinsam an einem Ziel arbeitet.