Markus Mücke: „Wir müssen Farbe bekennen“

Markus Mücke privat
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Die Kommunen in der Flughafenregion möchten beim Klimaschutz Vorreiter sein und so hat sich das Dialogforum Airport Berlin Brandenburg das Thema auf die Fahnen geschrieben. Markus Mücke, Bürgermeister von Schulzendorf, ist Leiter der Arbeitsgruppe Fluglärm (AG 2), die die klimaneutrale Flughafenregion vorantreibt.

 

Das Dialogforum fordert eine klimaneutrale Flughafenregion, aber was bedeutet das eigentlich?

Klimaneutralität ist ein Schlagwort, dem man zurzeit überall begegnet, das aber häufig etwas abstrakt bleibt. Der erste Schritt ist natürlich, es zu definieren. Für uns bedeutet Klimaneutralität, die Umwelt nur so weit zu belasten, wie wir sie durch andere Maßnahmen entlasten können. Das müssen wir hinbekommen. Wenn wir uns als eine Flughafenregion sehen, haben wir jetzt mit den Kommunen und dem Flughafen die große Chance, zusammen wegweisende Dinge zu koordinieren. So können wir über die kommunalen Grenzen hinaus das Ziel Klimaneutralität erreichen.

 

Und wie machen Sie das konkret?

Maßnahmen koordinieren. Im Gespräch bleiben. Sich gegenseitig informieren, welche Maßnahmen man vorhat, und diese dann über die kommunalen Grenzen hinaus abstimmen und sich gemeinsam beteiligen.

 

Das Einsparen von Energie, von fossilen Brennstoffen, von CO2 ist immer noch das Beste und Einfachste, um das Klima zu schonen. Wie wollen Sie das mit Wachstum vereinbaren?

Im Grunde müssen wir zunächst ein Bewusstsein wecken. Jeder muss sich persönlich überlegen, in dem Moment, in dem ich beispielsweise den Lichtschalter betätige: Brauche ich das Licht wirklich? Und uns sollte auch bewusst sein, dass ich das Licht nicht mehr brauche, wenn ich den Raum verlasse. Dann kann ich es ausschalten, um Energie zu sparen.
Das geht weiter, bei jedem persönlich: Muss ich auf dem Weg zum Bäcker das Auto benutzen oder könnte ich nicht doch besser das Rad nehmen? Dieses Bewusstsein muss in die Köpfe der Menschen rein, aber auch in die Köpfe der Entscheidungsträger in einer Kommune. Wenn es darum geht, Flächen zu versiegeln, weil Baugebiete erschlossen werden, müssen sich die Entscheider die Frage stellen: Ist das der richtige Weg?
Wir müssen unser Handeln ständig überprüfen, bei allen Entscheidungen. Das geht dann auch weiter, denn das Klima macht ja nicht Schluss an der kommunalen Grenze. Daher müssen wir uns mit unseren Nachbarn verabreden und darüber sprechen, ob der Weg, den wir uns überlegt haben, auch zu den Wegen des Nachbarn passt. Da müssen wir gemeinsam Abstimmungen treffen und die richtigen Entscheidungen treffen.

 

 

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Welches Zeitfenster streben Sie an?

Es gibt Vorgaben vom Bund und vom Land. Das ist auch gut so, wir brauchen Richtlinien. Bei den Maßnahmen, die wir jetzt ergreifen werden, orientieren wir uns an diesen Vorgaben. Andererseits müssen wir schauen, ob wir diese Ziele auch erreichen können. Wir dürfen nicht schludern. Möglicherweise benötigen wir für das ein oder andere auch mehr Zeit. Die müssen wir uns dann auch nehmen.

 

Der Flughafen will ebenfalls klimaneutral werden. Welchen Einfluss hat der Flughafen als benachbarter Klimaschädling am Erfolg oder Misserfolg einer klimaneutralen Flughafenregion?

Ich würde ihn nicht als Klimaschädling bezeichnen – oder wir sehen uns alle als Klimaschädlinge. Der Flughafen hat ein Territorium – wie die anderen Kommunen auch – und er ist ein System, in dem CO2 entsteht – wie in anderen Kommunen auch.
Wir haben das Glück, mit dem Flughafen einen Partner zu haben, der das gleiche Ziel verfolgt wie wir. So können wir unsere Maßnahmen miteinander abstimmen und auch voneinander lernen. Ich bin froh, dass die Flughafengesellschaft ebenfalls die Klimaneutralität anstrebt und glaube, dass wir gemeinsam in der Flughafenregion erfolgreich sein können.

 

Ist vor allem Klimaneutralität ein Thema, bei dem es sich zeigen wird, ob sich das Dialogforum bewährt?

Ich sehe mehrere Themen, bei denen wir feststellen können, ob das Dialogforum funktioniert oder nicht. Tatsächlich ist es so: Je näher wir zusammenrücken und je mehr Projekte wir entwickeln, desto mehr erkennen wir, wer sich dazu bekennt und wer bereit ist, mitzumachen. Das ist der Punkt, den wir anpeilen müssen. Wir müssen Farbe bekennen! Am Ende, davon bin ich überzeugt, werden sich alle Kommunen beteiligen wollen.